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Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt

von Gemeindereferent Anton Huber.

Josua versammelte alle Stämme Israels in Sichem; er rief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Aufsichtsleute zusammen und sie traten vor Gott hin.

Josua sagte zum ganzen Volk:
So spricht der HERR, der Gott Israels: Wenn es euch aber nicht gefällt, dem HERRN zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen.

Das Volk antwortete:
Das sei uns fern, dass wir den HERRN verlassen und anderen Göttern dienen. Denn der HERR, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind. Auch wir wollen dem HERRN dienen; denn er ist unser Gott.

Josua 24, 1–2a.15–17.18b

Liebe Gemeinde,

In der ersten Lesung (Jos 24, 1–2a.15–17.18b) werden die Israeliten von ihrem Anführer Josua, dem Nachfolger des Mose, wieder vor die Wahl gestellt: Welchen Göttern wollt ihr dienen? Schon bald nach ihrer Befreiung von der Sklaverei begannen die ersten zu zweifeln, weil die Freiheit, die Gott ihnen geschenkt hat, auch mit Risiken verbunden war. Einige wären lieber an den Fleischtöpfen der Ägypter als Sklaven geblieben, als in Freiheit zu hungern. Auf ihrem vierzigjährigen Marsch durch fremde Länder sind sie immer Völkern begegnet, die andere Götter angebetet haben, Götter, die Glück und Wohlstand verheißen haben. Die Versuchung war groß, sich von Jahwe, dem Gott ihrer Väter abzuwenden

Solche Götter existieren auch in unseren Tagen. Sie werden verehrt; es wird ihnen vertraut, dass sie Glück und Erfüllung vermitteln; es wird ihnen gehorcht, man tut alles, was sie befehlen; es wird ihnen geopfert. So werden zum Beispiel nicht selten dem höheren Lebensstandard oder der Karriere Frau und Kinder oder Mann und Kinder geopfert.

So wie die Israeliten auf ihrem Weg immer wieder mit anderen Göttern konfrontiert worden sind, so begegnen auch wir in unserer Gesellschaft immer wieder Idealbildern und Verlockungen, die uns den Blick auf das vernebeln, was wirklich wichtig ist. Auch wir müssen uns immer wieder neu bewusst machen, was unsere alltäglichen Entscheidungen lenkt. Ist es unser Glaube an Jesus Christus, der uns immer wieder zur Freiheit beruft und die Nächstenliebe als höchstes Leitbild voranstellt? 

Oder sind es falsche Götter, die Götzen, die uns einengen und unfrei machen? 

Da fallen mir spontan zwei ein, die in unserer Gesellschaft viel Raum einnehmen: die Götzen des Wohlstands und der Sicherheit.

Der Götze des Wohlstandes, damit meine ich ein Wohlstandsdenken, dass uns gefangen hält in dem Bemühen, unseren Reichtum festzuhalten und für unsere nachfolgenden Generationen zu mehren, anstatt mit denen zu teilen, die heute hungern und nicht wissen, wie sie ihre Familie über den Tag bringen sollen.

Der Götze der Sicherheit: Es fasziniert mich immer wieder neu, was sich die Versicherungswirtschaft alles einfallen lässt, um ihre Milliardenumsätze zu sichern. Was kann ich nicht alles versichern: mein Haus, mein Auto, meine Gesundheit, meine Rechte, ja sogar mein Leben und Sterben – den Versicherten bescheren die Verträge das gute Gefühl, für den Fall der Fälle schadlos zu bleiben. 

Die Menschen, die Jesus gefolgt sind, haben sich auch von ihm Sicherheiten erhofft, sie wollten ganz vorne dabei sein, wenn das Reich Gottes in der Welt anbricht. Jesus verlangt aber gerade das Aufgeben der eigenen Sicherheiten für die Armen, die Ausgegrenzten, für diejenigen, um die sich keiner kümmert, auch wenn dabei die eigenen Reserven aufgebraucht werden, also den vollen Einsatz für den Anderen. 

Dass sich viele von Jesus und seiner radikalen Botschaft abgesetzt haben, kann ich gut nachvollziehen. Für mich muss ich immer wieder feststellen, dass auch ich noch weit entfernt bin von dem, was er von mir erwarten würde.