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Gold, Weihrauch und Myrrhe

von Pfarrer Thomas Gruber.

Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.

Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort:
Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

Lukas 3,15-16.21-22

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder!
Was haben die 3 Gaben der Heiligen Drei Könige mit der Taufe gemeinsam?

Wenn wir heute auf die Taufe Jesu schauen, können wir eine Verbindung zum 6. Januar herstellen, als wir den Besuch der Sterndeuter bei Jesus, dem Neugeborenen, gefeiert haben.

Aus dem Matthäusevangelium erfahren wir, dass die Sterndeuter drei verschiedene Gaben als Geschenke für Jesus mitgebracht haben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Diese drei Gaben haben im Laufe der Glaubensgeschichte aus den in der Bibel beschriebenen Sterndeutern die „Heiligen Drei Könige“ gemacht. In der Glaubensgeschichte wurden diese drei Gaben dazu verwendet, Jesus zu beschreiben. Jede Gabe steht für eine Grundeigenschaft Jesu: Gold bezeichnet Jesus als König. Weihrauch zeigt ihn als Gott und die Myrrhe steht für „Jesus, der für uns starb und auferstand, um für uns Retter zu sein“ (mit der Myrrhe wurden zur Zeit Jesu die Toten bestattet).

Kurz zusammengefasst darf man sagen: Die drei Gaben beschreiben die 3 Ämter Jesu.
Gold steht für Jesus, der durch seine Liebesmacht König für alle Völker ist. Weihrauch will das Priesteramt Jesu hervorheben, weil er die Verbindung zwischen Himmel und Erde hergestellt hat. Und mit der Myrrhe ist er Prophet, der uns durch seinen Tod und seine Auferstehung unsere Zukunft im Glauben „vorherbestimmt“ hat.

Aus einer Predigt von Papst Benedikt zum Weltjugendtag 2005, als er am Grab der „Heiligen Drei Königen“ im Kölner Dom betete, erinnere ich mich, wie er seinen Zuhörern – in etwa – sagte:

„Auch wir haben durch unsere Taufe Anteil an diesen drei Ämtern, dem Königs-, dem Priester- und dem Prophetenamt. Auch wir werden durch die Taufe mit diesen drei besonderen Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt und bezeichnet“.

Bei der Taufe – zumeist eines Kindes – sagt der Taufspender, wenn er mit dem Chrisam den Täufling salbt: „Du bist jetzt Mitglied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der selbst gesalbt ist zum Priester, König und Propheten“.

Das Fest „Heilig Drei König“ und das heutige Fest der „Taufe“ zeigen uns, welche Würde wir durch die Taufe haben. Wir alle, die wir getauft sind, sind Könige, Priester und Propheten. Nicht aus uns selbst heraus, sondern weil Jesus durch die Taufe uns auch das geschenkt, was er damals als kleines Kind geschenkt bekommen hat.

Sein Königtum, sein Priestertum und sein Prophetendasein verleihen uns eine besondere Würde, die heute auch wieder betont werden darf.

  • Wir haben Anteil an seiner Königsmacht der Liebe
  • Wir stehen mit ihm an der Schnittstelle zwischen Himmel und Erde (wir sind nicht nur für das rein Irdische geschaffen)
  • Wir haben in seinem Prophetendienst auch eine große Hoffnung, dass bei uns nach dem Tod die Auferstehung folgen wird.

Durch die Taufe liegen wir in gewisser Weise auch (noch einmal) im Stall zu Bethlehem und bekommen Jesu Geschenke – und damit diese besondere Würde der Getauften (und später auch Gefirmten).

Und um diesen Gedanken noch fertig zu denken, darf auch gesagt sein, dass jede Würde auch seine Bürde hat (nicht als Drohung verstanden, sondern zur Vollendung dieses Gedankens).

  • Unser Königtum der von Gott geschenkten Liebe verleiht uns Freiheit.
    Wir Menschen haben vor Gott das „Gold der Freiheit“; doch Freiheit braucht auch Verantwortung und vernünftiges Handeln, damit auch dieses Königsgold glänzen kann.
  • Unser Priestertum verpflichtet uns auch zu einem ehrlichen und beständigen Gebet.
    Gemeint ist unser „Allgemeines Priestertum“, das dem besonderen Priestertum als Grundlage dient. Wir können zu und mit Gott reden, es gibt keine Wand mehr zwischen „oben und unten“. Das Gebet „verpflichtet“ uns alle, vor allem wenn anderes nicht mehr möglich ist.
  • Unser Prophetentum möge uns hellhörig machen.
    Wir dürfen unseren Glauben im guten Hören und aufmerksamen Hinschauen aufleben lassen. Ein christlicher Prophet schaut immer auf die Wahrheit und spricht sie an – und hat immer die Hoffnung, dass Gott es am Ende der Tage zu einem guten und gerechten Ziel führt. Wir dürfen immer auf das rettende Ende unseres gerechten Gottes hinweisen.

Wir alle, die wir im Glauben zusammenstehen, leben in und unter diesen Zeichen.

Amen.