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Jesus, unser Guter Hirte | Predigt zum 4. Sonntag in der Osterzeit (25. April 2021)

von Pfarrer Thomas Gruber.

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.

Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.

Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Johannes 10, 11-18

Ich bin der „Gute Hirte“, ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.

Mit diesem Bildvergleich spricht Jesus das Vertrauen zwischen Mensch und Tier an.

Man muss nicht unbedingt ein Tierfreund sein, um zu verstehen, dass viele Menschen besondere Beziehungen zu ihren größeren Haustieren wie Hunden, Katzen oder Pferden haben. Die Besonderheit besteht hier darin, dass sich Mensch und Tier oft blind verstehen, ohne große Worte zu machen oder ohne komplizierte Diskussionen über meist nebensächliche Sachfragen zu führen.

Dieses Vertrauen und dieses Zueinander spiegelt viele unbewusste Ebenen wider, die mehr über die Wahrheit einer Beziehung aussagen, als es viele Worte machen können.

Ich bin der „Gute Hirte“, ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.

Jesus will mit diesem Vergleich aus den „Ich-bin-Worten“ im Johannesevangelium der Gott-Menschbeziehung (wieder) ein Fundament geben.

Die Beziehungen der Menschen in Staaten und Gesellschaften sind von „Führung“ und „Macht“ geprägt, oftmals schon unbewusst und von vornherein. Das Bild vom selbstlosen und liebenden Hirten hat in der Philosophie und Theologie des Altertums immer schon die Wechselbeziehung von Macht und Demut, von Herrschaft und Selbstlosigkeit, von Führung und Hingabe widergespiegelt. Wenn Jesus uns jetzt in dieser Osterzeit dieses Bild an die Hand und in unser Herz legt, will er von seiner Seite her wieder unser Vertrauen stärken und klarstellen, dass er uns anleiten will, uns immer wieder neue Wege zu finden.

Diese Wege führen uns immer – bildhaft gesprochen – auf „Weideplätze“, die uns mit seinem Vertrauen zu uns ernähren – und uns auch über den Irdischen Tod hinaus offenstehen.  Da können und dürfen wir ihm unbewusst „wie Schafe“ vertrauen.

Weitere Ausführungen zum Bild des Guten Hirten finden Sie in der Predigt des letzten Jahres » zum „Hirtensonntag“.