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Schatz und Acker – „tiefes“ Leben in dieser Welt

von Pfarrer Thomas Gruber.

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war.
Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.

Matthäus 13,44-46

Was findet der Mensch nicht alles als (s)einen Schatz auf dem Acker dieser Welt? Einen Menschen, eine Freundschaft, eine Beziehung, eine Liebe, ein Hobby, eine Idee, eine Lebensaufgabe, seinen Lieblingsberuf, seine Lebenserfüllung, … Aber gerade bei den „tiefen“ Dingen dieses Lebens (auf dieser Welt) hat alles immer auch seine Kehrseite.

Im Leben gibt es nichts zum „Nulltarif“. Jedes Leben, das wie im Schlaraffenland geschenkt wäre und für das wir nichts mehr tun müssten, ist nicht viel wert – und auf Dauer auch nicht erfüllend. Das erfahren wir gerade bei den tiefer liegenden Themen unseres Lebens, eben bei Freundschaften, Beziehungen und letztendlich auch im Glauben.

Deshalb erzählt Jesus heute sein Gleichnis vom „Schatz im Acker“ (aus der Gleichnisrede bei Matthäus).

Der Mensch darf im Glauben erkennen, dass alle Schätze des Lebens immer auch im Boden eines Ackers grundgelegt sind.

In einer etwas saloppen – um nicht zu sagen etwas derben – Formulierung kann man sagen:
Bei allen wahren Schätzen hat man auch seinen „Dreck“ (also den Ackerboden) dazu. Auch dazu darf man stehen, ohne die Wertschätzung allen und allem gegenüber zu verlieren.

Wer die Welt nur als Schatz ohne die Kehrseite sieht, der ist oft zu naiv in der Welt unterwegs und kann über kurz oder lang in großer Enttäuschung scheitern. Besonders bei „Bindungen fürs Leben“ werden wir mit der Erfahrung konfrontiert, dass jeder Schatz auch mit dem Acker verbunden ist, den es mühevoll zu bearbeiten gilt.

Das kann man sehr schön mit Symbolen und in verschiedenen Lebenssituationen ausdrücken:

Bei Hochzeitspredigten z. B. zeige (schenke) ich Brautpaaren oft einen Topf oder eine Schale. Diese(r) symbolisiert das Glück der Ehe – eine Schale, die das Leben auffängt; doch diese Glücks-Schale muss auch „gebrannt“ werden. Hitze und Druck gehören dazu, damit das Ganze hält, um daraus ein Gefäß des Glücks zu machen. Erst mit den Kehrseiten im Leben wird die Lebensaufgabe echt und wahrhaftig. Erst damit ist auch das Glück selber stabil und geerdet.

Karl Rahner sagte – sinnesgemäß – einmal:

Die Liebe ist ein Geschenk, das an jedem Tag in Treue und Beständigkeit wieder neu erworben werden muss.

Jesus mit seinem Gleichnis vom Schatz im Acker beschreibt damit die wichtigen Dinge des Lebens sehr realistisch und ohne „rosarote Brille“:
Auch Gott selbst ist die Liebe als Schatz, der in Treue erworben werden muss. Damit wird der Glaube erst so richtig spürbar. Damit ist das Himmelreich erst so richtig echt und tragfähig.