Zum Inhalt springen

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten

von Pfarrer Thomas Gruber.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.

Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.

Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Johannes 14,15-21

Im Evangelium des jetzigen 6. Sonntags in der Osterzeit (17. Mai) verabschiedet sich Jesus von seinem engsten Jüngerkreis. Er tut dies im Abendmahlssaal, am Tag vor seinem Tod. Mit diesem Abschied hinterlässt er (jedoch) einen tiefen „Eindruck“ in den Herzen aller, die an ihn glauben. Mit seiner Abschiedsrede gibt er uns sein tiefes geistiges Erbe mit: Er verspricht uns seinen Geist (den „Parakleten“, den „Beistand“), der uns mit Gott in Verbindung hält. Dieser Geist ist die Liebe, die von Gott her den Zusammenhalt aufrecht hält. Wir Glaubenden werden damit Teil des Bundes mit seinem geliebten Volk Israel. Dieser Bund wird mit uns fortgesetzt und weitergeführt.

Dieses sein Erbe gibt uns eine Haltung des Vertrauens und der Zuversicht. Die „Liebe an sich“ ist weniger ein „Hochgefühl von Verliebten“. Echte Liebe erweist sich in einer hoffnungsvollen Grundhaltung, die sich tagtäglich im Handeln (aus Liebe) zeigt.

Es passt, bei diesem Gedanken gerade auch auf Krisenzeiten zu schauen: Als im Mittelalter vermehrt große Seuchen und Krankheiten wie z. B. die Pest auftraten, wurde oftmals dieses Erbe Jesu verdunkelt. Zu viele Menschen lebten nur in Angst und vor allem in Unvernunft. Man schaute nur auf sich, baute Grenzen auf, betrachtete andere als „Aussätzige“ und grenzte diese völlig aus. Wie die Geschichte lehrt, war diese Haltung war selten hilfreich. In den schlimmsten Phasen führte diese Haltung bis hin zu grausamen Pogromen.

Ein Bericht über die Auswirkungen der schrecklichen Pandemie der Spanischen Grippe im Jahre 1918/19 hat mir da andere Haltungen aufgezeigt. Am Ende des Ersten Weltkrieges raffte eine Influenza-Welle viele junge Menschenleben dahin. Beeindruckend waren da die Aussagen, dass man gerade an den Orten etwas erreichen konnte, wo Vernunft und vor allem die Nächstenliebe gut zusammenspielten. Wohlüberlegte Maßnahmen zur Quarantäne, soziale Rücksichtnahme, Geduld und Zusammenhalt wirkten in so manchen Städten der Welt nahezu Wunder. Diese Grippe hatte weltumspannende medizinische und vor allem humanitäre Maßnahmen direkt oder indirekt zur Folge. Auch wenn es oftmals noch die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges zur Reifung brauchte. Große Vernetzungen wie zum Beispiel die Gründung der „Weltgesundheitsorganisation“ lagen damals bereits in der „Wiege dieser unserer Welt“.

Das Erbe Jesu ist sein Beistand. Es ist der Geist der Liebe, der uns alle zusammenführt. Bereits hier auf Erden – und ganz sicher am Ende der Tage bei ihm in den Ewigen Wohnungen des Himmels.