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Wie den Auferstandenen erkennen können?

von Pfarrer Thomas Gruber.

Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.

Simon Petrus sagte zu ihnen:
Ich gehe fischen.

Sie sagten zu ihm:
Wir kommen auch mit.

Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.

Jesus sagte zu ihnen:
Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen?

Sie antworteten ihm:
Nein.

Er aber sagte zu ihnen:
Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden.

Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.

Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus:
Es ist der Herr!

Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen.

Jesus sagte zu ihnen:
Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt!

Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.

Jesus sagte zu ihnen:
Kommt her und esst!

Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Johannes 21,1-14

Dieses 21. Kapitel des Johannesevangeliums ist eine Anfügung. Es ist wohl erst später in das Evangelium hereingekommen. Warum? Es fasst irgendwie das Lukas- und das Johannesevangelium zusammen, beziehungsweise das, was die Zuhörer der beiden Evangelien gehört haben und damit (be)kennen. 

Wenn man schauen will, was in einem Buch drinsteht, dann liest man die Zusammenfassung auf dem Buchdeckel. Bei einer Ware, die man schnell in der Zusammenfassung verstehen will, liest man den Kurzkommentar auf der Verpackung. Das Evangelium hat auch einen „Beipackzettel“, und den haben wir heute gehört. 

Wie den Auferstandenen erkennen können?

Drei Gedanken kann man aus dem Evangelium heraushören:

  1. Gott will sich uns im Alltag zeigen.
    So wie er im Alltag der Fischer von Galliläa erscheint, zeigt er sich auch uns in unseren kleinen, ganz normalen Alltagserfahrungen. Jesus beginnt mit uns im ganz normalen Leben. Gott kommt nicht erst später. Er ist schon da! Die Botschaft sagt aber auch (selbst wenn wir zu den „Glorreichen 7“ gehören würden – also den sieben wichtigsten Freunden Jesu), dass wir auch zumeist blind sind. Die „Sonne des Alltags“ und der alltäglichen Ablenkungen blenden uns dermaßen, dass wir IHN einfach nicht erkennen – wie die 7 Apostel. Ja, es ist oftmals wirklich so. Wir fragen immer wieder: Wo ist Er denn? Und doch ist er nicht weit. So wie im heutigen Evangelium.
  1. Die Selbsterkenntnis ist immer ein Schlüssel für die Tür zur Auferstehung.
    Petrus heute erkennt sich selbst – in seinen Fehlern und in seiner Schwäche. Von der Oberfläche des Lebens in das Innerste seiner Seele vorzudringen, bedeutet immer auch die Suche nach dem Sinn des Lebens. Auferstehung meint auch ein ständiges Suchen und Finden Gottes in meinem Leben. Dazu darf ich in mir selbst suchen. Mit Geduld und einer immer reiferen Ehrlichkeit ist der „richtige Weg zu Gott“ zu gehen.
    In Delfi (im alten Griechenland) hatte man einen Tempel, mit der Aufschrift ERKENNE DICH SELBST (griech. „gnoti se auton“). Die Selbsterkenntnis ist ein Geschenk Gottes und damit auch wieder eine stetige Aufgabe für mein ganzes Leben.
  1. Jesus feiert mit den Seinen ein Mahl.
    Sie essen so wie am Gründonnerstag. Das gemeinsame Mahl als Ritual und Gemeinschaftsereignis führt uns in den Bereich des Glaubens hinein und über das irdische Leben selber hinaus. Rituale berühren uns Menschen und führen uns in ein größeres Ganzes hinein. Unser eucharistisches Mahl ist – um einen vielleicht etwas „lockeren“ Vergleich zu verwenden – wie eine gigantische La-Ola-Welle der Gläubigen, die immer noch (im „Stadion der Weltgeschichte“) läuft und uns seit 2.000 Jahren mit Jesus und seiner Liebestat verbindet. Unsere Gemeinschaft mit ihm, mit Jesus, unserem Freund, ist die Kraft dieses Rituals.